Nachhaltigkeit im Ausbildungsbetrieb

Was verstehen wir Azubis4Future unter einer nachhaltigen Ausbildung, die nicht nur unsere beruflichen Kompetenzen stärkt, sondern auch unser eigenes berufliches Engagement für eine nachhaltige Zukunft. Mit den folgenden Impulsen möchten wir, Lehrende an Berufsschulen, Leitungen von Ausbildungsbetrieben und Ausbilder:innen einladen die eigene Ausbildungspraxis im Betrieb und Berufsschule zu hinterfragen und auf die Nachhaltigkeit als Lösungsansatz für die klimatischen Herausforderungen unserer Zeit auszurichten. Die Grundlage der Impulse von uns Azubis4Future bilden die zehn goldenen Regeln zur Didaktik der Beruflichen Bildung für nachhaltige Entwicklung, welche durch das Bundesinstitut für Berufsbildung (2019) veröffentlicht wurden. 

Um die Nachhaltigkeit zu erreichen, gilt es den Abbau von Ungleichheiten für Mensch und Natur als klares und erstrebenswertes Richtziel des eigenen beruflichen Handelns zu definieren. Dabei ist die Entwicklung zur Nachhaltigkeit für uns ein Handeln, welches die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation deckt, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu decken.

Die nachfolgenden Impulse, wie dies im Kontext der Ausbildung umgesetzt werden kann, sind in ihrer Komplexität gestaffelt und beginnen mit den low hanging fruits, also den Impulsen, welche aus unserer Sicht leichter umsetzbar sind als die darauffolgenden.



Nachhaltigkeit durchzieht alle Bereiche

Authentizität ist für uns der Schlüssel: Berufsorientierung für nachhaltige Entwicklung muss authentisch und ergebnisoffen sein, um Glaubwürdigkeit zu erlangen. Greenwashing und beschönigende Darstellungen eines vermeintlich nachhaltigen Betriebes können auf junge Menschen in der Wahl ihres Ausbildungsplatzes abschreckend wirken. Nachhaltigkeit ist daher folgerichtig kein isoliertes Thema, sondern ein integraler Bestandteil jedes beruflichen Handelns.

Eine authentische Berufsorientierung bedeutet für uns, dass nachhaltige Praktiken und Werte nicht nur als Marketingstrategie oder Add-on verstanden werden, sondern als tatsächliche Unternehmensphilosophie und Handlungsgrundlage, die für Auszubildende erlebbar sind. Nachhaltigkeit ist eben kein separater Aspekt, sondern ein zentrales Querschnittsthema, das sämtliche Entscheidungen und Handlungen, auch die von uns Auszubildenden, durchdringt. 

Ein erster Schritt in diese Richtung kann ein kritischer Betriebsrundgang zu Beginn der Ausbildung sein, mit dem Fokus der Förderung einer offenen und ehrlichen Auseinandersetzung mit den Herausforderungen und Chancen der Nachhaltigkeit für den eigenen Ausbildungsbetrieb.



Langfristige Auswirkungen deutlich machen

Wie im ersten Impuls dargelegt, ist es in der Diskussion um Nachhaltigkeit wichtig, realistische Erwartungen zu setzen und eine kritische Auseinandersetzung zu ermöglichen. Es gilt, bei jungen Menschen keine falschen Hoffnungen zu wecken, sondern eine ehrliche Betrachtung der Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb und entlang der eigenen Lieferketten zu ermöglichen. 

Berufliches Handeln hat langfristige Konsequenzen, die oft für junge Menschen nicht sofort sichtbar sind. Es ist daher entscheidend, Auszubildende darauf hinzuweisen und ihnen die weitreichenden Auswirkungen ihrer Branche aufzuzeigen. Dies kann etwa der sehr bewusste und sparsame Einsatz von endlichen Ressourcen oder umweltschädlichen Stoffen in der Ausbildung sein. Das Hinweisen der Auszubildenden auf langfristige Folgen kann dazu beitragen, dass sie selbst verantwortungsbewusste und nachhaltige Entscheidungen in ihrem beruflichen Handeln treffen werden und somit ein tieferes Verständnis für Nachhaltigkeit im Ausbildungsbetrieb entsteht.



Nachhaltigkeit entsteht durch Begegnung

Nachhaltigkeit ist mehr als nur ein Lehrinhalt der beruflichen Bildung. Sie ist ein gemeinsamer Prozess aus Begegnungen und persönlichen Gesprächen. Inspirierende Vorbilder spielen dabei ebenso eine Rolle wie Begegnungen auf Augenhöhe mit anderen Auszubildenden über den eigenen Betrieb oder die eigene Berufsschulklasse hinaus. Gespräche und Begegnungen auf Augenhöhe können direkte Einblicke in nachhaltiges betriebliches Handeln geben und Auszubildende motivieren, selbst aktiv zu werden. Durch Begegnungsformate wie  Lerndorfkooperationen mit Mitbewerbern in der eigenen Branche können Wissen und Erfahrungen auf gleicher Ebene ausgetauscht werden und einen gemeinsamen Erkenntnisgewinn begünstigen. Ebenfalls fördern persönliche Gespräche die Entwicklung des eigenen Verantwortungsbewusstseins für die persönliche Ausbildungsumgebung.

Neben theoretischen Konzepten, welche in den Berufsschulen vermittelt werden, sind es konkrete Beispiele und Erfolgsgeschichten aus der Praxis, die motivieren und aufzeigen können, dass nachhaltiges Handeln nicht nur möglich, sondern auch Erfolg versprechend ist.

Widersprüche sind Lernchancen

In der nachhaltigen Entwicklung begegnen wir oft Widersprüchen und Herausforderungen. Doch statt diese zu umgehen oder vor den eigenen Auszubildenden zu verbergen, gilt es sie als wertvolle Lernchancen zu begreifen. Nachhaltigkeitskonflikte, aber auch Zukunftsängste und Unsicherheiten sind real und dürfen offen angesprochen werden. Mit der gemeinsamen Auseinandersetzung mit diesen Themen im Rahmen der Ausbildung kann die Problemlösekompetenz bei Auszubildenden gestärkt werden, ebenso werden kritisches und vernetztes Denken gefördert und neue Perspektiven angeeignet. Widersprüche sind dabei keine Hindernisse, sondern Möglichkeiten zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung. Ein geeignetes Format hierfür könnte das regelmäßig stattfindende Feedbackgespräch mit den Auszubildenden sein.  Herausforderungen können im Gespräch identifiziert und anschließend aktiv angegangen werden. Dies ermöglicht den Auszubildenden die eigenen Kompetenzen zu erweitern und wertvolle Erfahrungen zu sammeln.

Lust auf das Entdecken des Neuen fördern

Innovation geschieht dann, wenn das Gewohnte mit dem Neuen kombiniert wird. Das Neue lässt sich beispielsweise im Zugang für Auszubildende zur internationalen Arbeitswelt finden. Ausbildungsberufe mit ihren vielfältigen Möglichkeiten und Nachhaltigkeitsbezügen gilt es daher auch in einem globalen Miteinander zu betrachten. Der Schlüssel ist, nicht beim Gewohnten zu verharren, sondern gemeinsam mit Auszubildenden aus anderen Bereichen der Welt, Alternativen und Innovationen zu entdecken. Es gilt, Auszubildenden die vielfältigen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie durch ihre tägliche Arbeit einen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft leisten können. Die Beteiligung an verschiedenen Programmen zur Förderung von internationalen Begegnungen für Auszubildende stärkt dabei nicht nur die eigene Persönlichkeit von Auszubildenden, sondern fördert auch die Entwicklung kreativer Lösungsansätze und die Motivation, sich aktiv für Nachhaltigkeit einzusetzen.

Mut haben und Zukunft gemeinsam gestalten

Mut und Entschlossenheit sind entscheidend, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Doch ebenso wichtig ist es, Emotionen Raum zu geben und herauszufinden, was junge Menschen wirklich bewegt. Ausbildungsbetriebe müssen Lust auf Zukunft machen, indem sie zeigen, wie sich individuelle Wünsche nach Sinnhaftigkeit im Beruf mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit und Möglichkeiten des Ausbildungsbetriebes verbinden lassen. Zum nachhaltigen Handeln gehört nicht nur das nötige Wissen, sondern auch der Wille und die Bereitschaft im Betrieb zur Veränderung. Durch die Auseinandersetzung von Auszubildenden mit Themen der Nachhaltigkeit, können Veränderungen in Gang gesetzt werden, welche die Zukunft des Betriebes mitprägen können. Ausbildungsbetriebe und Berufsschulen können ein Nachhaltigkeitsgremium einrichten wo alle internen Bereiche von der Leitung bis zu den Auszubildenden eine Stimme erhalten.

Empowerment durch verantwortungsvolle Erfahrungen

Die Gestaltung von nachhaltigen Lernorten ist entscheidend für eine zukunftsorientierte berufliche Bildung. Bildungseinrichtungen wie Ausbildungsbetriebe und Berufsschulen sollten gemeinsam mit den Lernenden weiterentwickelt werden. So können Orte geschaffen werden, die die Zukunft der Arbeit aufzeigen und erlebbar machen. Es geht nicht um das bloße Vermitteln von theoretischem Wissen, sondern um die gemeinsame praktische Umsetzung von nachhaltigen Praktiken. Durch die Integration von Nachhaltigkeitsstrategien wie Effizienz, Konsistenz und Suffizienz in den Lehr- und Ausbildungsplan und ihre praktische Umsetzung können Lernende ein tieferes Verständnis für Nachhaltigkeit entwickeln.

Nachhaltige Lernorte schaffen

Mut und Entschlossenheit sind entscheidend, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Doch ebenso wichtig ist es, Emotionen Raum zu geben und herauszufinden, was junge Menschen wirklich bewegt. Ausbildungsbetriebe müssen Lust auf Zukunft machen, indem sie zeigen, wie sich individuelle Wünsche nach Sinnhaftigkeit im Beruf mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit und Möglichkeiten des Ausbildungsbetriebes verbinden lassen. Zum nachhaltigen Handeln gehört nicht nur das nötige Wissen, sondern auch der Wille und die Bereitschaft im Betrieb zur Veränderung. Durch die Auseinandersetzung von Auszubildenden mit Themen der Nachhaltigkeit, können Veränderungen in Gang gesetzt werden, welche die Zukunft des Betriebes mitprägen können. Ausbildungsbetriebe und Berufsschulen können ein Nachhaltigkeitsgremium einrichten wo alle internen Bereiche von der Leitung bis zu den Auszubildenden eine Stimme erhalten.

Ordnungsmittel sind Nachhaltigkeitschancen

Ordnungsmittel der beruflichen Bildung bieten aus unserer Sicht einen zentralen Hebel, um Nachhaltigkeit in die Ausbildung zu integrieren und nachhaltiges Handeln in der Ausbildung zu stärken. Durch die gezielte und zeitnahe Anpassung und Erweiterung von Ausbildungsordnungen, Rahmenlehrplänen und Prüfungsordnungen können Inhalte und Kompetenzen im Bereich Nachhaltigkeit umfänglich verankert werden. Dies kann beispielsweise durch die stärkere Integration von Themen wie Umweltschutz, Ressourceneffizienz sowie soziale Verantwortung geschehen. Betriebliche Ausbildungspläne können aber auch um selbst gewählte, nachhaltigkeitsrelevante Azubi-Projekte erweitert werden, um Auszubildende für die praktische Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien zu sensibilisieren. Durch eine ganzheitliche Nutzung von verschiedenen Ordnungsmitteln kann die berufliche Bildung dazu beitragen, Nachhaltigkeitskompetenzen bei Auszubildenden zu stärken und sie auf die Herausforderungen der Klimakrise für die zukünftige Arbeitswelt ein Stück vorzubereiten.

Unser Fazit

Die Ordnungsmittel der beruflichen Bildung bieten eine solide Basis für die Integration von Nachhaltigkeit in die Ausbildung. Durch Anpassungen von Lehrplänen und die Einbindung nachhaltigkeitsrelevanter Themen können Auszubildende für die praktische Umsetzung sensibilisiert werden. Durch authentische sowie internationale Begegnungen und den Austausch auf Augenhöhe werden Motivation und Problemlösekompetenz gestärkt.

Herausforderungen und Widersprüche sollten als Lernchancen betrachtet werden, um kritisches Denken zu fördern. Zudem ist es entscheidend, Innovation zu ermöglichen und den Blick über das Gewohnte hinaus zu lenken, um neue Wege für eine nachhaltige Zukunft zu entdecken. Authentizität spielt dabei eine zentrale Rolle, um ein ehrliches und glaubwürdiges Verständnis für Nachhaltigkeit zu vermitteln.

Mut und Entschlossenheit sind unerlässlich, um eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Ausbildungsbetriebe sollten junge Menschen dazu ermutigen, sich für eine sinnstiftende berufliche Zukunft einzusetzen. Zusammengefasst hat die Ausbildung das Potenzial, eine neue Generation von Fachkräften zu formen, die aktiv an der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft teilnehmen.



Quellen

Bundesinstitut für Berufsbildung (2019): Nachhaltigkeit in Ausbildung und Beruf, [online] https://www.bibb.de/dokumente/pdf/18.02.2019_BBNE_Doku06_Salon-Didaktik.pdf [abgerufen 10.04.2023]